Jeanette Mayrhofer "Wahl-Mühlviertlerin mit Faible für Bio-Lebensmittelhandwerk"

Name: Jeanette Mayrhofer

Kommt aus: Stuttgart

Lebt in: Bad Zell

„Ich hatte nie vor, auszuwandern – nach Österreich schon gar nicht!“, lacht Jeanette Mayrhofer. Der Liebe wegen verschlug es die gebürtige Stuttgarterin im Jahr 2012 nach Bad Zell im Mühlviertel, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann Stefan einen Bio-Bauernhof führt, mit www.speiskastl.at einen Online-Bio-Hofladen aufgezogen hat und aus der regionalen Bio-Szene nicht mehr wegzudenken ist.

Die studierte Landwirtin hatte schon immer ein Faible für die biologische Landwirtschaft. Obwohl es in der Familie keinen Bauernhof gab und ihr Weg nach einem neusprachlichen Gymnasium eher in eine andere Richtung zeigte, studierte sie Landwirtschaft und arbeitete dann als Beamtin mit Leitungsfunktion am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum in Donaueschingen. In der Stadt in Baden-Württemberg, eineinhalb Autostunden entfernt von ihrer Heimatstadt Stuttgart, fühlte sie sich pudelwohl, als Stefan Mayrhofer aus Bad Zell in ihr Leben schneite.

Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Veranstaltung über gefährdete Haustierrassen, wo sie mitarbeitete: „Es ging unter anderen um Schwäbisch-Hällische Schweine. Stefan hatte schon damals diese seltene Rasse auf seinem Hof“, erzählt sie. „Hätten wir uns 15 Jahre früher kennengelernt, hätte es sicher nicht gefunkt zwischen uns da tickten wir sehr unterschiedlich. Aber zu diesem Zeitpunkt hat’s total gepasst. Wir hatten dieselben Ziele!“ Anfangs nahm sie jeden Freitag nach der Arbeit sieben bis acht Stunden Autofahrt in Kauf, um das Wochenende gemeinsam mit ihrem Stefan in Bad Zell zu verbringen und dort am Bauernhof mitzuarbeiten. Zwei Jahre später heirateten die beiden und Jeanette zog nach Bad Zell. „Ich wollte schon immer einen Bauernhof, allein wäre das schwierig gewesen. Und jetzt ist es unser gemeinsames Lebensprojekt“, freut sie sich.

Anderer Humor

Der Start im Mühlviertel ist für Jeanette Mayrhofer nicht leicht gewesen: „Ich habe mich erst hineinfinden müssen. Es sprechen zwar alle deutsch, aber halt anders. Alles ist ein bisschen anders organisiert, und sogar der Humor ist anders“, meint sie. Inzwischen ist der Humorfunke aber übergesprungen. „Deutsches Kabarett ist entweder hochpolitisch oder sie haben diesen Schenkelklopfer-Humor. Mittlerweile lache ich eher bei den Österreicher:innen.“

Im Mühlviertel hat sich die gebürtige Stuttgarterin von Beginn an wohlgefühlt. „Die Menschen hier sind stolz auf ihre schöne Landschaft – das kann ich nachvollziehen. Süddeutschland, insbesondere das Schwabenland, wo Jeanette herkommt, hat landschaftlich aber auch viel zu bieten, das ist nur vielen nicht bekannt.

Trotz der Unterschiede sieht sie auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen im Schwabenland und im Mühlviertel: „Es sind nicht die reichsten Gegenden, die Landschaft ist karg und die Menschen sind Sturschädel, auch Eigenbrötlerei wird ihnen nachgesagt … anderseits sind sie auch weltoffen, kreativ und innovativ … das beste Beispiel sitzt hier“, lacht sie und deutet Richtung Stefan Mayrhofer.

Gemeinsames Ziel: Bio-Lebensmittelhandwerk fördern

Jeanette und Stefan brennen für das „Lebensmittelhandwerk“. Regional, saisonal und biologisch muss es sein, von kleinen Bäuer:innen  möglichst nachhaltig produziert. Aus ihrer Initiative, Bio-Bauernhöfe in der Region zu vernetzen, entstand Anfang 2022 www.speiskastl.at, der Online-Hofladen, bei dem man regionale saisonale Bioprodukte online bestellen und sich vor die Haustüre liefern lassen kann. Die SiCo-Boxen, in denen die Waren kühl und frisch bleiben, haben die beiden selbst entwickelt und patentieren lassen, die Produkte liefert Jeanette im Kühltransporter jeden Freitagnachmittag persönlich aus.

Neben dem Bauernhof und dem Speiskastl arbeitet Jeanette auch für die Bio-Kontrollstelle BIOS, für die sie die jährliche Kontrolle der Bio-Betriebe für deren Zertifizierung durchführt. Und sie ist seit kurzem im Verein BioRegion Mühlviertel tätig, wo sie ihr Know How im Bereich Mikrologistik beisteuert.

Langweilig wird ihr im Mühlviertel also nicht. „Ich mache eine sinnvolle Arbeit, wir haben einen tollen Hof an einem wunderschönen Platz, ein feines soziales Netzwerk. Ich habe das Gefühl, ich bin angekommen!“