Die Kaffeerösterei „Suchan“ im Gewerbegebiet von Freistadt – ein Ort, wo Säcke mit rohen Kaffeebohnen aus Nicaragua, Kolumbien, Brasilien und Äthiopien lagern. Wo Paletten mit verpacktem Kaffee auf ihre Abholung warten. Wo Kaffee in stilvollen schwarzen Suchan-Verpackungen auf Regalen ausgestellt ist. Wo es verführerisch nach frisch geröstetem Kaffee duftet. Wo der Chef, Peter Affenzeller, an neuen Kaffeemischungen tüftelt, verkostet, verändert, verbessert … bis er sie schließlich für gut befindet und man sie in den Gastronomiebetrieben seiner Kundinnen und Kunden wiederfindet. Er ist ganz in seinem Element hier, der Kaffeeröster Peter Affenzeller.

Kaffee rösten in Freistadt … warum nicht?

Gegründet hat er seine Kaffeerösterei „Suchan“ gemeinsam mit seiner Frau Dagmar im Jahr 2007. Die beiden – er gebürtiger Windhaager, sie Freistädterin – hatten gerade beschlossen, sich wieder in ihrer Heimat niederzulassen. Das erste Kind war da, das zweite unterwegs, und  das Leben auf dem Land mit Kindern aus vielen Gründen angenehmer als in Wien, wo die beiden vorher waren. „Und so sind wir durch Freistadt spaziert und haben uns überlegt: ‚Was fehlt?‘“ Ganz unmittelbar und im Moment war das für die beiden ein feines, urbanes Kaffeehaus, wie sie es in Wien schätzen gelernt hatten. Eine Leidenschaft für das Gebräu war bei beiden vorhanden – „wir haben immer schon gerne in Italien guten Kaffee getrunken und kleine Röstereien besucht“. Und weil Peter Affenzeller das Firmengründen im Blut hat (dazu später), lag für ihn der Schluss nahe, in Freistadt eine Kaffeerösterei mit dazugehörigem Kaffeehaus zu gründen, „… denn in Italien wächst ja auch kein Kaffee, und sie machen das gut. Also warum nicht auch in Freistadt?“

 

Und so ging er die Sache ernsthaft an, machte eine Ausbildung zum Kaffee-Sommelier und beschäftigte sich intensiv mit dem Produkt – von der Herkunft und Produktion der Bohnen bis hin zur Röstung und der Kreation von Mischungen.

„Suchan“, der Mädchenname seiner Frau Dagmar, erschien den beiden passend für das neue Projekt. Zumal der eine oder andere ältere Freistädter den Namen noch mit dem dazumal von Dagmars Vater betriebenen Herrenfriseurladen verband – dem Geschäftslokal, in dem die Affenzellers ihr neues Kaffeehaus eröffneten.

Die Rösterei befand sich lange Zeit direkt im Kaffeehaus. Nach zehn erfolgreichen Jahren hatten Dagmar und Peter beschlossen, sich ausschließlich aufs Rösten zu konzentrieren und die Rösterei ins Gewerbegebiet zu verlegen. Die „Suchan – Kaffee, Bar“ betreibt seit Anfang 2018 die Familie Steiniger.

Mehr als fair

Wenn es um Kaffee geht, ist Affenzeller nicht nur der Geschmack wichtig, sondern auch die Nachhaltigkeit. „Unser Ziel ist es, 100 Prozent unseres Kaffees direkt von den Bauern zu beziehen. Derzeit liegen wir bei der Hälfte“, informiert er. Ihm ist wichtig, wo der Kaffee herkommt und wie er produziert wird. Lange und ausführlich erklärt er im Gespräch mit #dahoamimmuehlviertel die Qualitätskriterien für Kaffeebohnen, die Arbeitsbedingungen der Produzenten und Möglichkeiten, diese zu verbessern. So kauft er seine Bohnen aus Nicaragua zum Beispiel bei Ulrich Salamun. Der Österreicher, vorher Journalist und auch als Kabarettist bei „Maschek“ aktiv, betreibt dort eine eigene Bio-Kaffeeplantage. Seinen Kaffee aus Kolumbien, wohin er kommenden Jänner wieder reisen wird, bezieht er direkt von einer kleinen Kooperative: „Damit die Produzenten ordentlich wirtschaften können, müssen sie rund 1,4 Dollar pro Kilogramm erhalten – im normalen Handel bleibt ihnen aber nur rund ein Dollar. Wenn ich den Kaffee über die Kooperative beziehe, erhalten die Familienbetriebe die fünf Dollar pro Kilogramm, die ich bezahle“, erklärt er.

Internet-Pionier

Das Pionierhafte liegt dem 1968 Geborenen im Blut: 1992 – damals war das Internet nur wenigen Freaks bekannt und das World Wide Web noch nicht erfunden – gründete er, gemeinsam mit Freunden, in Wien die Black Box – eine technische Plattform, die den Austausch via Modem ermöglichte – „ein Vorläufer von Social Media, sozusagen“. Zwei Jahre später gründeten die Internet-Pioniere in Wien schließlich ihre Firma „Datenwerk“ und realisierten erste Webauftritte für Banken und andere namhafte Firmen. Bald entwickelte sich das Unternehmen zu einem der ersten Anbieter anspruchsvoller Web-Lösungen für Kunden wie die BAWAG, die Bank Austria und Red Bull. Als Peter Affenzeller, für den in dieser Zeit 80 Wochenstunden Arbeit Alltag waren, 2002 beschloss, beruflich etwas leiser zu treten und auszusteigen, hatte die Firma 160 Mitarbeiter in sechs Ländern.

Nach einer kurzen Auszeit gründete der Internet-Pionier ein Beratungsunternehmen mit dem Fokus auf Innovation, bevor er 2007 familienbedingt entschied, nach Freistadt zurückzukehren. „In dieser Lebensphase war das die richtige Entscheidung“, meint er. „Dahoam im Mühlviertel“ schätzt er es, in drei Minuten mit dem Mountainbike im Wald zu sein und einen großen Garten mit hohen Bäumen zu haben. Und wenn seine Sehnsucht nach der Stadt zu groß wird, „… dann gibt es ja noch Freunde in Wien, die wir gerne besuchen und wo wir zum Übernachten willkommen sind!“.

Obwohl er selbst also wieder „dahoam“ ist, hält er Reisen, und damit das Erweitern des eigenen Horizonts für wichtig: „Meiner Tochter, die bald maturiert, rate ich unbedingt, in die Welt hinauszugehen!“

Das habe auch etwas mit seinem Lebensmotto zu tun: „Man sollte sich selbst nicht einschränken, Denkverbote nicht gelten lassen!“

Dagmar und Peter Affenzeller, Kaffeerösterei Suchan, Freistadt

„Kaffeerösterei in Freistadt – warum nicht? “ Dagmar (im Grundberuf Biologin) und Peter Affenzeller (Internet-Pionier) betreiben die Kaffeerösterei Suchan, Freistadt.

Share your thoughts