Verliebt in Freistadt
Name: Nicole Legat
Kommt aus: München
Lebt in: Paßberg, Windhaag bei Freistadt
Sie ist 24 Jahre jung, lacht gern und viel und sprüht vor Energie: Nicole Legat, die seit Anfang 2019 die Maßschneiderei in der Waaggasse 7 in Freistadt betreibt. Ihr Geschäft hat die Scheidermeisterin von Leopoldine Pammer übernommen, bei der sie sich eigentlich als Mitarbeiterin bewerben wollte, nachdem sie von München zu ihrem Freund nach Paßberg übersiedelt war. Frau Pammer stand aber kurz vor der Pension – „… und das war die einmalige Gelegenheit, das Geschäft zu mieten und mich selbständig zu machen“, erzählt Nicole. Die 55 Quadratmeter im Erdgeschoss des Stadthauses sind vollgeräumt mit Stoffen, Garnen, Nähmaschine, Bügelbrett, Ballkleidern zum Kürzen, Hosen zum Flicken, Jacken, die einen neuen Reißverschluss brauchen, der Polizeiuniform, wo ein neues Dienstgrad-Abzeichen angenäht werden muss, selbst kreierten Hochzeitskleidern und, und und …
„Arbeit habe ich genug!“, lacht Nicole und erweckt nicht den Eindruck, als würde sie das überfordern. Ihr Geschäft hat sie mit Hilfe ihres Freundes selbst liebevoll renoviert und eingerichtet und – bis auf das Verkaufspult – alles selbst aus Vorhandenem und gebrauchten, günstig erstandenen Möbeln gebaut.
„In München hätte ich es mir derzeit nicht leisten können, ein Geschäftslokal zu mieten“, sagt sie. Der Umzug nach Freistadt – der Liebe wegen – war also auch beruflich ein Glücksfall. Nicole liebt die Freistädter Altstadt, geht gern ins Kino oder zum Gustieren und Einkaufen auf den Genussmarkt, der hier von Mai bis Oktober am Freitag stattfindet.
Einziger Wermutstropfen: „Ich brauche täglich das Auto, öffentlich ist es mir nicht möglich, nach Paßberg zu kommen!“ Das ist sie aus ihrem früheren Leben nicht gewohnt. Sowohl in München, wo sie mit ihrer Familie in einem Vorort wohnte, als auch in Salzburg, wo sie den ersten Teil ihrer Ausbildung absolvierte, könne man gut ohne Auto leben. „Aber dafür bin ich jetzt mitten in der Natur: Ich liebe die Ruhe, den Wald, das Land …“, gerät sie ins Schwärmen.
In ihrer neuen Heimat fühlt sie sich willkommen – „… auch wenn ich momentan leider wenig Zeit habe, Freundschaften zu knüpfen, dazu arbeite ich derzeit einfach zu viel!“ Zwischen ihrer alten und ihrer neuen Heimat sieht sie durchaus Parallelen: „Diese ‚mir san mir‘-Mentalität kenne ich sehr gut aus Bayern“, lacht sie.
Befremdlich findet sie, „… dass es in dieser Gegend kein Restaurant gibt, wo es kein Schnitzel gibt. Mein Freund isst immer Schnitzel. Und wenn nicht, dann bestellt er Cordon bleu!“
Befragt nach Dingen, die sie vermisst, muss sie nachdenken: Das bayrische Bier jedenfalls – entgegen anfänglicher Befürchtungen – nicht. Im Gegenteil: „Wenn ich jetzt in München bin, vermisse ich das Freistädter Bier!“
Das Gespräch mit Nicole fand übrigens kurz vor ihrer Abreise für ein verlängertes Wochenende nach München statt: „Auf die Wies’n – da muss ich schon hin. Und zwar nicht am Wochenende, sondern schon am Freitagvormittag, wo noch nicht so viele Touristen dort sind!“