Kurt Ferdiny: „Bin im Häf’n... aber auf der angenehmeren Seite!“

Name: Kurt Ferdiny
Kommt aus: Pregarten
Lebt in: Kettering, Ohio, USA

Von Pregarten über Wien nach Kettering, Ohio, vom Dolmetsch und Übersetzer zum Gefängniswärter… Müsste man das Leben von Kurt Ferdiny in einem Satz beschreiben, so könnte dieser lauten: „Alles ist möglich!“ Dass das besonders für die USA zutreffe, will Ferdiny allerdings nicht gelten lassen: „Der American dream ist ein Klischee“, meint er. Wahr sei aber, dass es in den USA einfacher ist, den Beruf zu wechseln, als zum Beispiel in Österreich, was ja auch seine eigene Biographie zeigt.

Wo die Liebe hinfällt…

Nach dem Dolmetsch-Studium in Wien arbeitete Kurt zunächst im Innenministerium als Dolmetscher und Übersetzer. Ein Job als Reiseleiter brachte ihn in viele Länder Europas, dabei lernte er Celia aus Ohio kennen. Aus der anfänglichen Fernbeziehung („damals haben wir uns noch richtige Briefe geschrieben!“) wurde eine engere, als Celia nach Wien zog. 1990 heiratete das Paar in Dayton, Ohio, der Heimat Celias, lebte aber danach noch in Wien, wo auch Sohn David auf die Welt gekommen ist. 1999 übersiedelte die Familie nach Kettering, einen Vorort von Dayton. „Eigentlich wollten wir ja nach Arizona … die Landschaft, die Menschen und das Klima dort faszinieren mich sehr…“, schwärmt Ferdiny. Die Gründung einer Existenz, die Familie, die Geburt von Tochter Theresa … der Traum vom Leben zwischen mannshohen Kakteen in der Wüste Arizonas musste in die Pension verschoben werden.

 

Akzentfrei österreichisch

Sohn David studiert Informatik in Cincinnati, Tochter Theresa hat ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin begonnen. Beide haben zwar in der Schule einige Deutschkurse belegt, in der Familie wird jedoch englisch gesprochen. Das habe sich nach dem Umzug in die USA so ergeben, bedauert Kurt. Er selbst spricht immer noch akzentfrei Deutsch mit österreichischem Einschlag.

Bevor Ferdiny im Gefängnis des Montgomery County Sheriffs als Wärter anheuerte, arbeitete er viele Jahre als Supervisor und Betreuer im Zentrum für Entwicklungsstörungen in Dayton. Als die Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen vor zweieinhalb Jahren geschlossen wurde, wechselte er den Job. „Jetzt bin ich im Häf’n … aber auf der angenehmeren Seite“, lacht er.

Für Hobbies bleibt aufgrund der vielen Überstunden wenig Zeit. Er ist jedoch begeisterter Fan der Cincinnati Bengals (American Football), die der ausgebildete Masseur – wenn es sich neben dem Beruf ausgeht – nach Triatholonbewerben massiert.

Nervig: Klischees

In Österreich sei er „leider nicht oft genug“. Das letzte Mal war er im Mai 2016 in seiner Heimat, anlässlich seines 35jährigen Maturajubiläums am Gymnasium Freistadt. Am Papier ist Kurt Ferdiny immer noch Österreicher – „aus sentimentalen Gründen“. Seine Green-Card muss er alle zehn Jahre erneuern. Er informiere sich regelmäßig über das Geschehen in der alten Heimat, lese derstandard.at und nachrichten.at. Wählen würde er aber nicht mehr – „…da bin ich schon zu lange weg!“

Ob er sich als Amerikaner fühle? „… diese Frage stelle ich mir selbst oft: Manchmal ja, manchmal nein. Ich sehe viele Dinge hier kritisch, zum Beispiel, wie man hier mit dem Thema Umweltschutz umgeht. Es tut sich zwar auch in den USA jetzt einiges – mir ist es aber zu wenig. Andererseits nerven mich diese USA-Klischees, die Europäer so gerne bemühen: Die Amerikaner seien oberflächlich, ungebildet, es gebe nichts Ordentliches zu essen …, das stimmt einfach nicht!“

Mit seinen Verwandten und Freunden in Österreich ist er regelmäßig in Kontakt und freut sich auf das nächste Treffen, das für das kommenden Jahr geplant ist. Was er vermisse? Die guten Möglichkeiten, die der öffentliche Verkehr in Wien biete. Und: „Blutwurst, Beuschl und Leberknödelsuppe im Brauhaus in Freistadt. Und natürlich das Topfeneis vom Schwedenplatz in Wien!“

Kurt Ferdiny

Kettering, Ohio, USA

Mail: kurtferdinymassage@gmail.com

Tel.: +1 937-344-2209

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