Ingrid Mittmannsgruber: Chancen im weltoffenen Kanada
Name: Ingrid Mittmannsgruber
Kommt aus: Schönau im Mühlkreis
Wohnt in: Montreal/Kanada
Was heute für junge Menschen selbstverständlich ist, nämlich während oder spätestens nach der Schulzeit Erfahrungen im Ausland zu sammeln, das hat die aus Schönau im Mühlkreis gebürtige Ingrid Mittmannsgruber schon in den 80er-Jahren vorgezeigt. Nach einer Schnupperzeit in England und den USA ließ sie sich vor 23 Jahren in Kanada nieder, wo sie eine Universitätsausbildung absolvierte und seither als Lehrerin tätig ist.
„Ich war immer sehr neugierig und wollte neue Dinge sehen. Im Mühlviertel habe ich mich ein bisschen eingesperrt gefühlt“, erinnert sich Mittmannsgruber, die im jetzt, im Mai 2020 ihren 54. Geburtstag feiert, an ihre Kindheit zurück. Also nahm sie nach der Drogisten-Lehre in Linz eine Au-pair-Stelle im britischen Bournemouth an, obwohl sie in der Schule gar keinen Englisch-Unterricht hatte. Doch das konnte die Jüngste von neun Kindern in der Familie auf ihrem Weg in die weite Welt nicht stoppen, auch wenn die Trennung von ihrer Mutter recht schwer fiel. Mit 17 Jahren folgte ein Aufenthalt bei weitschichtigen Verwandten im US-Bundesstaat Ohio. Weil es aber leichter war, sich in Kanada niederzulassen, zog sie als Au-pair ins Nachbarland, wo sie eine gute Stelle fand. „Im Nachhinein bin ich froh, dass ich die zweite Option gewählt habe. Denn hier in Kanada ist vieles anders, vor allem das Gesundheitssystem viel besser. Die Menschen sind auch nicht so egoistisch wie in den USA und führen insgesamt ein glückliches Leben“, betont die Mühlviertlerin.
Zunächst wohnte Mittmannsgruber noch in einem Vorort von Toronto, wo sie sich aber etwas einsam fühlte und zog deshalb schon bald nach Montreal, einer „nicht zuletzt wegen ihres europäischen Einschlags tollen Stadt für junge Leute.“ Aufgrund der vielen Einwanderer gibt es gerade in dieser Stadt eine große Weltoffenheit. Weil sie im Gegensatz zu Österreich auch ohne Matura die Universität besuchen konnte, entschloss sich die gebürtige Schönauerin kurzfristig, Soziologie und Völkerkunde zu studieren. Mit Erfolg – die Einwanderin bekam einen Job als Lehrerin. In der Ausbildungsstätte – einem Mischtyp zwischen HTL und Gymnasium – bereitet sie die SchülerInnen seither auf die Universität vor. Vor zehn Jahren heiratete Mittmannsgruber dann einen Franko-Kanadier – aber nicht in der neuen Heimat, sondern im malerischen Hallstatt im Salzkammergut.
Den Kontakt ins Mühlviertel hat sie nie abreißen lassen und verbringt mit ihrem Mann, der ebenfalls unterrichtet, jedes Jahr hier ihren Urlaub. „Es gefällt ihm in Oberösterreich sehr gut. Er mag die Landschaft, die Berge, das Bier und das gute Essen“, ist sie voll des Lobes für ihre alte Heimat, die sich ihrer Einschätzung nach in den vergangenen 30 Jahren toll entwickelt hat und keinen Vergleich mit anderen Ländern mehr scheuen muss.
Ingrid Mittmannsgruber rät aufgrund ihrer eigenen Erfahrung jungen Menschen, sich die Welt anzuschauen, Vor- und Nachteile der verschiedenen Länder zu erleben. „Es ist nicht sinnvoll, auf einen späteren Zeitpunkt zu warten, denn man weiß nie, ob die Gelegenheit noch einmal wiederkommt.“
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